Media Richness

verfasst von Prof. Dr. H. Geißler  am 29. 07. 2022

Im Anschluss an einen Aufsatz von Daft & Lengel (1986) bezieht sich Media Richness ursprünglich auf zwei Dimensionen der Kommunikation, nämlich zum einen auf die (als Symbolvarietät bezeichnete) Reichhaltigkeit der involvierten Sinneskanäle, vor allem des Sehens und Hörens, und zum anderen auf die Zeitlichkeit, d. h. auf die Möglichkeit unmittelbaren Feedbacks.

Diesen  Ansatz haben Dennis und Valacich (1999) in ihrer Media Synchronicity Theorie weiterentwickelt. Denn sie zeigen, dass drei weitere Eigenschaften für die Media Richness wichtig sind, nämlich

  • die Parallelität (mehrere Kommunikationsteilnehmende können unabhängig voneinander mit den Medien arbeiten),
  • die Überarbeitbarkeit und
  • die Wiederholbarkeit (durch Speicherung)

Mit Bezug auf diese insgesamt fünf Eigenschaftsdimensionen kommen Dennis und Valacich (1999) zu der Erkenntnis, dass kein Kommunikationsmedium in allen fünf Dimensionen optimale technische Eigenschaften aufweist (ebd., S. 3). Sie empfehlen deshalb, mit Bezug auf die sich jeweils stellenden Aufgaben, mehrere Kommunikationsmedien sequenziell zu kombinieren. 

    Einen nächsten wichtigen Impuls hat die Media Richness Theorie durch die Informationsverarbeitungstheorie von Walther (1992, 1996) und das SIDE-Modell von Reicher, Spears und Postmes (1995) erhalten. Denn diese Ansätze fragen zusätzlich nach den psychischen Verarbeitungsprozessen, die durch die Merkmale elektronischer Kommunikationsmedien angeregt werden, und lenken damit den Blick auf die psychischen Problemlösungsmedien.

 

Literatur 

Daft, R.L. & Lengel, R.H. (1986). Organizational information requirements, media richness, and structural design. In Management Science 32 (5), S. 554-571

Dennis, A. R., & Valacich, J. S. (1999). Rethinking Media Richness: Towards a Theory of Media Synchronicity. In Proceedings of the 32nd Hawaii International 

   Conference of System Sciences (S. 110).

Geißler, H. & Rödel, S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz

Geißler, H, Rödel, S., Metz, M. & Bosse, M. (2023). Erfolgsfaktoren im Online-Coaching. In OSC

Reicher, S. D., Spears, R., & Postmes, T. (1995). A social identity model of deindividuation phenomena. European Review of Social Psychology, 6, 161–198.

Walther, J. B. (1992). Interpersonal effects in computer-mediates interaction: A relational perspective. Communication Research, 19(1), S. 5290.