verfasst von Prof. Dr. H. Geißler am 10.12.2021
Die elektronischen Medien, die für Coaching genutzt werden können, lassen sich zwei Gruppen zuordnen, nämlich derjenigen der Kommunikationsmedien und derjenigen der Problemlösungsmedien. Erstere ermöglichen, dass Coach und Coachee ortsunabhängig und teilweise auch zeitunabhängig kommunizieren können. Die Problemlösungsmedien zielen primär darauf, den/die Coachee bei der Problembearbeitung zu unterstützen, und zwar z.B. durch schriftliche Coachingfragen oder indem virtuelle Welten mit Avataren angeboten werden, um die vorliegende Coachingproblematik und mögliche Lösungen zu visualisieren.
Schaut man im Einzelnen auf die elektronischen Kommunikationsmedien, die für Coaching genutzt werden können, lassen sich zum einen synchrone und asynchrone Kommunikationsformate und zum anderen audio-visuelle, auditive und textliche Formate unterscheiden.
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synchron |
asynchron |
audio-visuell |
Videokommunikation |
Videobotschaften |
auditiv |
Telefonie |
Audiobotschaften (VoiceMailing) |
textlich |
Text-Chat |
eMailing |
Nach dieser ersten Klärung stellt sich die Frage, in welcher Beziehung Voice-Mailing als elektronisch – durch asynchroner Audiobotschaften – vermittelte Kommunikation zu den vier Kompetenzentwicklungsmedien steht, die im ersten Abschnitt vorgestellt wurden. Um diese Frage zu beantworten, werden im Folgenden vier Statements formuliert.
1. Statement: Voice-Mails sind asynchrone Audiobotschaften, die vom Sender mit Hilfe seiner Stimme körperlich erzeugt werden müssen. Das hat zur Folge, dass sich in dem, was der Sprecher sagt und insbesondere in dem, wie er es sagt, seine aktuelle emotionale und körperliche Verfassung ausdrückt und dem Hörer sich entsprechend vermittelt. D.h. die Produktion und die Rezeption von Voice-Mails sind unausweichlich mit bestimmten Gefühls- und Körperwahrnehmungen verbunden.
2. Statement: Die asynchronen Botschaften, die Voice-Mail elektronisch vermitteln, beinhalten Äußerungen des Senders, mit denen er gegenüber dem Empfänger bestimmte Handlungen vollzieht. Diese kann man als Sprechhandlungen bzw. Sprechakte bezeichnen (Searle 1971), mit denen der Sender beim Empfänger etwas Bestimmtes bewirken will. D.h. er will ihm eine bestimmte Information vermitteln, um ihn mittels dieser von etwas überzeugen oder um ihm zu vermitteln, wovon er selbst überzeugt ist. Oder er stellt eine Frage mit der Absicht, dass der Empfänger sich mit ihr auseinandersetzen möge und ihm anschließend eine entsprechende Antwort zukommen lässt. Voice-Mailings sind deshalb Sprechhandlungen, die unausweichlich mit anschließenden Selbstwirksamkeitserfahrungen verbunden sind.
3. Statement: Die Sprechhandlungen, die mit Hilfe von Voice-Mails vollzogen werden, beinhalten Kommunikationsinhalte. Diese sind das Resultat von rationalen Denkprozessen des Senders und regen deshalb auch beim Empfänger bestimmte rationale Denkprozesse an.
4. Statement: Ein nicht unwesentlicher Teil unserer Alltagssprache besteht aus Metaphern oder beinhaltet metaphorische Momente bzw. Aspekte. Das wird an Nomen wie z.B. dem „Gedankenblitz“ oder dem „Donnerwetter“ deutlich, sondern auch an Verben wie z.B. „zuhören“ oder „einsehen“, die ganz deutlich einen Bezug zu bestimmten Aktivitäten unserer Sinnesorgane herstellen. Sprache ist deshalb nicht nur ein Medium für rationales Denken, sondern auch für intuitives Denken.
Mit Bezug auf diese Merkmale hat Voice-Mailing für Coaching spezifische Vorteile und Schwächen. Die wichtigsten Vorteilen sind:
Die wichtigsten Nachteilen sind:
Literatur
Geißler, H. (2018). Organisationspsychologie III - Grundlagen Coaching. Was ist Coaching? Hamburg: Hamburger Fern-Hochschule
Geißler, H. & Rödel, S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz