verfasst von Prof. Dr. H. Geißler am 07.10.2021
Eines der grundlegenden Merkmale von Coaching ist der Problemlösungsdialog (Geißler, 2018). Das heißt im Einzelnen: Coaching ist ein Dialog zwischen Coaches und Coachees, der sich auf die Probleme Letzterer bezieht, und zwar mit dem Ziel, sie zu lösen. Die zentrale Aufgabe der Coaches ist es deshalb, ihnen zu helfen, vorliegende Differenzen zwischen ihrem Ist-Zustand und dem von ihr bzw. ihm gewünschten Soll-Zustand zu überprüfen, zu überwinden oder zumindest zu verkleinern. Dies kann dadurch erfolgen, dass bei der Klientin bzw. dem Klienten bestimmte Lösungsaktivitäten angeregt werden (Greif, 2008, S. 122-146).
Coaching hat damit eine Prozessstruktur, die aus drei Komponenten besteht (Dörner, 1976):
Abb.: Der Zusammenhang zwischen der vorliegenden Ist-Situation der Klientin bzw. des Klienten, der von ihm gewünschten Soll-Situation und der entsprechend zielführenden Aktivitäten
Diese drei Referenzpunkte und die mit ihnen verbundenen Kriterien der Realisierbarkeit und Zielrelevanz bestimmen zum einen die Coachingthematik, die man als Problematik bzw. Herausforderung der Klientin bzw. des Klienten bezeichnen kann. Zum anderen bestimmen sie den Coachingprozess, indem sie immer wieder auf Neue reflektiert werden. Damit ergibt sich eine Aktivitäten-Kette, die zunächst den Status einer Planung annimmt.
Denn es ist ungewiss, wie gut bzw. wie weitgehend sich die jeweils geplanten zielführenden Aktivitäten umsetzen lassen. D. h. es kann nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass das Geplante auch hundertprozentig umgesetzt werden kann. Aus diesem Grund muss nach Vollzug jeder zielführenden Aktivität, erneut die dann vorliegende Ist-Situation, die dann als wünschenswert und realistisch einzuschätzende Soll-Situation und die Kette der zielführenden Aktivitäten, die diese dann vorliegende – und in der Regel etwas modifizierte – Soll-Ist-Differenz zu überwinden verspricht, erfasst und analysiert werden.
Dieser Zusammenhang lässt sich folgendermaßen als Regelkreis darstellen:
Abb.: Der Regelkreis der drei grundlegenden Referenzpunkte von Coaching
Dieser Regelkreis lässt sich aber auch als Prozessstufen-Modell darstellen:
Abb.: Das Prozessstufen-Modell: Verbindung der drei grundlegenden Referenzpunkte von Coaching
Literatur
Dörner, D. (1976). Problemlösen als Informationsverarbeitung. Stuttgart: Kohlhammer.
Geißler, H. (2018). E-Coaching – ein Überblick. In S. Greif, H. Möller & W. Scholl (Hrsg.), Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching (S. 115-124). Wiesbaden: Springer.
Geißler, H. & Rödel, S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz
Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Göttingen u. a.: Hogrefe