verfasst von Prof. Dr. H. Geißler am 19. 07. 2022
Systemisches Denken ist eine Spezialform des rationalen Denkens. Es
begründet sich auf den erkenntnistheoretischen Konstruktivismus und ist damit das konzeptionelle
Gegenstück zum linearen Denken, indem von zwei Vorannahmen ausgegangen wird. Die erste besteht darin, dass prinzipiell alles mit allem zusammenhängt. Die zweite Vorannahme ist, dass alles, was
wir denken, eine Konstruktion unseres Gehirns ist.
Diese Form des Denkens ist für die meisten Coaching-Theorien grundlegend. So gut wie alle Coachingansätze bezeichnen sich deshalb als systemisch. Dabei muss allerdings kritisch angemerkt werden,
dass der Begriff des "systemischen Coachings" weithin zu einem letztlich nichtssagenden Catch-All-Begriff verkommen ist. Es erscheint deshalb sinnvoll, mit Jürgen Kriz (2018) zu fragen, welche
Art von Systemtheorie zugrunde gelegt wird.
Literatur
Kriz, J. (2018). Systemtheorien als Grundlage im Coaching. In S. Greif, H. Möller & W. Scholl (Hrsg.), Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching (S. 583-592).
Wiesbaden: Springer.