Definition (Online-)Coaching

verfasst von Prof. Dr. H. Geißler  am 19. 10. 2022

Coaching - ganz unabhängig davon, um welche spezielle Art von Coaching es sich handelt - definiert sich durch vier Merkmale, nämlich durch bestimmte Inhalte, Ziele, Methoden und Medien - und grenzt sich mit Bezug auf diese vier Merkmale von seinen unmittelbaren Nachbar-Formaten der Psychotherapie, Schulung, Training und Expertenberatung ab. 

Denn die Inhalte des Coachings sind die immer ganz einzigartigen Probleme der Coachees. Mit dieser Einzigartigkeit grenzt sich Coaching gegenüber Schulung, Training und Expertenberatung ab.

Genau dasselbe gilt auch für die Ziele und Methoden des Coachings. Denn die Coachingziele werden zum einen durch die Coachees festgelegt und zum anderen mithilfe des Coachs einer kritischen Überprüfung unterzogen, um sicherzustellen, dass sie auch den "wirklichen" Interessen der Coachees entsprechen.

Und das zentrale Merkmal der Methode, durch die sich Coaching auszeichnet, ist die Hilfe zur Selbsthilfe, die der Coach seinen Coachees anbietet. Das impliziert eine Abgrenzung  zur Psychotherapie. Denn Coaching wendet sich an Klientinnen und Klienten, die psychisch relativ stabil sind und recht weitgehend ihre psychischen Ressourcen für das Lösen ihrer vorliegenden Problematik nutzen können. Aus diesem Grunde dominiert die Methode der Prozessberatung, die anders als bei Schulung und Training Expertenberatung nur am Rande zulässt.

Und schließlich zeichnet sich Coaching dadurch aus, dass die genutzten Medien mit den Coachees co-kreativ als ein lebendiges Kunstwerk gestaltet werden, indem sich die Entwicklung der Vorstellungen dokumentiert, die die Coachees von ihrer Problematik und ihrer Lösung haben.

Online-Coaching, d.h. Coaching mithilfe elektronischer Medien wird von den verschiedenen Autor*innen unterschiedlich bezeichnet, und zwar als Online-Coaching, E-Coaching, virtuelles Coaching, Distance Coaching oder Digital Coaching. Bei der Nutzung elektronischer Medien lassen sich zwei Typen unterscheiden, nämlich Coaching-Kommunikationsmedien, die die Kommunikation zwischen Coach und Coachee raum- und gegebenenfalls zusätzlich zeitunabhängig machen, und Coaching-Problemlösungsmedien, die darauf ausgerichtet sind, Coachees bei der Bearbeitung der vorliegenden Coachingproblematik anzuleiten und dabei auch im Rahmen von Selbstcoaching genutzt werden können.

Die Funktion sowohl der Coaching-Kommunikationsmedien wie auch diejenige der Coaching-Problemlösungsmedien besteht darin, die Coachinginhalte zu präsentieren, also die Vorstellungen, die Coach und Coachee von der vorliegenden Coachingproblematik und ihren Lösungsmöglichkeiten haben.

Die Präsentation und Bearbeitung dieser Vorstellungen hat eine Außen- und Innenseite. Ihre Außenseite wird durch die Wahl und Gestaltung bestimmter physischen Kommunikationsmedien und Coaching-Problemlösungsmedien festgelegt. Die Funktion dieser Außenseite ist, die vorliegenden psychischen Problemlösungsmedien der Coachees zu aktivieren. Diese Aktivierung zielt auf die Innenseite des Problembearbeitungsprozesses.

 

Literatur

Geißler, H. & Rödel S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz

Greif, S., Möller, H. & Scholl, W. (2018). Coachingdefinitionen und -konzepte. In S. Greif, H. Möller & W. Scholl (Hrsg.), Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching (S. 1 – 9). Wiesbaden: Springer.