Coaching-Beziehung

verfasst von Prof. Dr. H. Geißler  am 19. 10. 2022

Die Qualität der Beziehung zwischen Coach und Coachee ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren - auch im Online-Coaching. Auf diesen Aspekt zielt das Konzept der Working Alliance (de Haan 2016 et al.). Es beinhaltet die These, dass die Qualität der Coach-Coachee-Beziehung durch zweierlei bestimmt wird, nämlich erstens dadurch, wie gut die Vorstellungen, die Coach und Coachee von dem Coachingziel und den zu lösenden Probleminhalten haben, übereinstimmen, und zweitens, wie wertschätzend und achtsam Coaches mit ihren Coachee umgehen.

Im Einzelnen ist dabei entscheidend, wie Coaches und Coachees sich mit ihrem Handeln, Planen, Diskutieren, Überprüfen oder auch bei ihrem Nachdenken einerseits auf andere oder anderes beziehen und andererseits auf sich selbst. Ersteres bezeichnet man als Fremdreferenzialität und Letzteres als Selbstreferenzialität (Luhmann 1984).

Um diese oft komplizierten Zusammenhänge angemessen erfassen und bearbeiten zu können, bieten sich vor allem digital text- und bildbasierte Problemlösungs-Tools an.

Darüber hinaus kann mithilfe dieser Tools auch gut gezeigt werden, dass der Umgang mit sich und anderen in zwei unterschiedlichen Haltungen erfolgen kann, nämlich

  • in der Haltung der Objektreferenzialität, die sich dadurch auszeichnet, dass man sich oder andere zum Objekt der rationaler Betrachtungen oder Aktivitäten macht,
  • oder in der Haltung der Subjektreferenzialität. Diese zeichnet sich durch einen achtsamen, d.h. einfühlsamen und resonanten Umgangs mit sich und der Welt, also mit anderen und der Natur aus. 

Diese Verbindung von Objekt- und Subjektreferenzialität und die so bedingte Erweiterung der Wahrnehmungs- und Denkperspektive ist für den Ansatz des hypnosystemischen Online-Coachings grundlegend. Sie verdichtet sich in dem Begriff und das Konzept der Bildung.

In diesem Sinne ist Coaching ein Aufklärungsdialog und Problemlösungsprozess.

Daraus leiten sich zwei zentrale Aufgaben für professionelle Coaches ab, nämlich erstens, dass sie ihre Coachees systematisch anregen, vor allem auf sich selbst zu schauen und nicht der Versuchung zu erliegen, die Ursachen ihrer Problematik primär bei  anderen oder bei ihren widrigen Lebensumständen zu suchen. Und zweitens ist es wichtig, sie zu ermutigen, dabei liebevoll auf das zu schauen, was da objektiv vorliegt und zu sehen ist.

 

Literatur:

De Haan, E., Grant, A.M., Burger, Y., & Eriksson, P.-O. (2016). A large-scale study of executive and workplace coaching: The relative contributions of relationship,     personality match, and self-efficacy. Consulting Psychology Journal. Practice and Research, 68(3), 189-207.

Geißler, H. (2000). Organisationspädagogik. München: Vahlen

Geißler. H. & Rödel. S- (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz

Luhmann, N. (1984). Soziale Systeme. Frankfurt/M.: Suhrkamp