überarbeitet von Prof. Dr. H. Geißler am 19. 07. 2023
Affekte sind spontane emotionale Reaktionen, die wir größtenteils durch unsere Lebenserfahrungen erlernt haben. Sie sind schwer bewusst zu steuern, da sie unbewusst und unkontrolliert auftreten,
wenn wir bestimmte Situationen erleben, uns daran erinnern oder sie uns vorstellen. Dabei lösen sie Emotionen aus, die mit spezifischen Motivationen und manchmal auch Handlungen verbunden sind.
Diese Affekte können sowohl positiv sein, wie Interesse, Freude und Überraschung, als auch negativ, wie Angst, Scham, Schuldgefühle, Trauer, Wut, Ekel und Verachtung.
Im Coaching spielen Affekte eine zentrale Rolle, da sie oft die praktische Umsetzung der zielführenden Handlungen behindern können, die im Coachingdialog entwickelt wurden, um das vorliegende Coachingproblem zu lösen. Negative Affekte sind daher oft der Kern des Problems, das im Coaching behandelt
wird.
Coachingprobleme entstehen durch die Steuerung negativer Affekte, was häufig zu
Verharmlosungen, Selbstrechtfertigungen, übermäßigem Handeln, Trotz, übermäßiger Anpassung, Grübeln und/oder Gefühls- und Denkblockaden führt.
Um den Erfolg im Coaching sicherzustellen, ist es wichtig, dass die
negativen Affekte, die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben, so verändert werden, dass sie die Umsetzung der im Coaching entwickelten Lösungsstrategie nicht behindern, sondern idealerweise
sogar fördern.
Hier bieten sich zwei Möglichkeiten an, die sinnvoll miteinander kombiniert werden sollten. Erstens kann der Coach in der Interaktion mit dem Coachee positive Affekte stimulieren. Das bedeutet,
dass der Coach versucht, Freude, Interesse und Neugier beim Coachee zu wecken, damit dieser sich selbst intensiver erkundet, Neues ausprobiert und entfaltet.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, den Coachee dazu zu ermutigen, seine tatsächlichen Erfolge stärker anzuerkennen, um eine Art Umlenkung zu erreichen. Dies kann durch die Vorstellung von
Erfolgsszenarien verstärkt werden, die mithilfe von Coaching-Tools visualisiert werden können, wie beispielsweise Avatare in virtuellen Welten wie CoSpaces oder ProReal.
Literatur
Engel, A. & Kuhl, J. (2018). Affekte und Handlungsregulation beim Coaching. In S. Greif, H. Möller & W. Scholl (Hrsg.), Handbuch
Schlüsselkonzepte im Coaching (S. 33-40). Wiesbaden: Springer
Geißler, H. & Rödel, S. (2023). Praxishandbuch professionelles Online-Coaching. Weinheim, Basel: Beltz