Das 23. Treffen der Dialogreihe "Coaching Meets AI" konzentrierte sich auf folgende Inhalte:
Rückblick auf das letzte Treffen:
• Die Teilnehmer reflektierten über ihre Tests zur Empathiefähigkeit von ChatGPT.
• Hauptkritikpunkt: Antworten wirkten oft „hölzern“ und paraphrasierten lediglich die Aussagen der Nutzer, ohne tiefere emotionale Unterstützung zu bieten.
• Positiv wurde angemerkt, dass ChatGPT eine kognitive Ebene der Empathie zeigt und hilfreiche Ansätze für strukturiertes Feedback liefern kann. Dennoch bleibt es weit von der Qualität eines menschlichen Coaches entfernt.
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Technische Grundlagen der KI und ihre Bedeutung für Empathie:
• Algorithmen als Steuerungsmechanismen:
o Sie strukturieren und optimieren das „Large Language Model“ (LLM) durch hierarchische Verar-beitung von Tokens (den kleinsten Einheiten sprachlicher Daten).
o Normative Vorgaben wie „Freundlichkeit“ und „Gefälligkeit“ sind eingebettet, um Nutzerbindung zu fördern und das Geschäftsmodell zu stützen.
• Diskussion über die Verbindung zwischen Algorithmen, Geschäftsmodell und Ethik:
o Die normative Ausrichtung der KI (z. B. Kundenbindung) beeinflusst maßgeblich den Output.
o Empathie in der KI dient primär der Nutzerzufriedenheit, nicht einer echten Reflexion oder Persön-lichkeitsentwicklung.
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Empathie und Ethik im KI-gestützten Coaching:
• Gefälligkeit als Kernproblem:
o Die KI vermeidet Konfrontationen, was in Coaching-Prozessen oft notwendig ist, um Veränderun-gen zu ermöglichen.
o Coaches könnten mit gezielten Prompts Konfrontation einfordern, doch die natürliche Neigung der KI bleibt, Probleme zu entschärfen und Harmonie zu wahren.
• Gefahr der Oberflächlichkeit:
o Ohne die Fähigkeit, tiefgreifende emotionale Prozesse zu erkennen und anzusprechen, bleibt KI-Coaching auf einer kognitiven und lösungsorientierten Ebene, die oft nicht ausreichend ist, um die zugrundeliegenden Probleme zu bearbeiten.
o Die Teilnehmer betonten die Wichtigkeit eines menschlichen Coaches, insbesondere für emotiona-le und konfrontative Aufgaben.
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Zukunftsperspektiven der KI im Coaching:
1. Individuell angepasste KI-Systeme:
o Customized GPTs könnten durch spezifische Daten und Prompts auf ein Coaching-Modell zuge-schnitten werden.
o Diese spezialisierten Systeme könnten Empathie besser simulieren und zielgerichteter auf die Bedürfnisse des Nutzers eingehen.
2. Triadisches Coaching:
o KI und Coach arbeiten zusammen: Die KI übernimmt strukturierte Analysen und sachliche Aufgaben, während der Coach die zwischenmenschliche Beziehung und emotionale Tiefe gestaltet.
o Diese Arbeitsteilung wurde als vielversprechender Ansatz für die Integration von KI in das Coaching identifiziert.
3. Fortschritte im Erkennen von Emotionen:
o Diskussion über die Zukunft von „emotional computing“: Mit Daten aus Stimmen und Mikroausdrücken könnten KI-Systeme besser Emotionen erkennen als Menschen.
o Gefahr: Die kulturelle Prägung von Emotionserkennung könnte zu Verzerrungen führen, da KI-Trainingsdaten stark von menschlichen Deutungen abhängig sind.
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Abschließende Diskussion:
• Es wurde angemerkt, dass sich die Kernfunktion von LLMs zunehmend als „Schnittstelle“ entwickelt, die menschliche Sprache interpretiert und Aufgaben flexibel umsetzt.
• Optimismus herrschte hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit der KI, aber auch Sorge über mögliche ethische und kulturelle Probleme, insbesondere im Kontext manipulativer Nutzung (z. B. Verkaufstrainings).
• Die Teilnehmer betonten die Wichtigkeit, KI bewusst und zielgerichtet zu konfigurieren, um sie ethisch und im Sinne des Nutzers einzusetzen.
Ausblick: Die nächste Sitzung wird sich mit der weiteren Entwicklung von KI im Coaching und spezifischen An-wendungen beschäftigen.