20. Treffen von "Coaching meets AI"

Die 20. Sitzung der Dialogreihe "Coaching meets AI" konzentrierte sich auf das Thema Ethik im Coaching und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in diesem Kontext. Im Fokus standen die Definition von Ethik, die Ab-grenzung ethischer Prinzipien, Herausforderungen und Potenziale von KI im Coaching sowie praktische und theore-tische Ansätze.

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Hauptthemen und Erkenntnisse:

1. Definition von Ethik im Coaching

• Grundlegende Aspekte: Ethik umfasst mehr als Datenschutz und Vertraulichkeit. Sie umfasst auch die Wahrung von Grenzen, Respekt und das Schaffen eines Raums für Eigenverantwortung.

• Abgrenzung von Haltung: Es wurde diskutiert, ob Ethik und Haltung synonym sind. Konsens bestand da-rin, dass Ethik tiefere Prinzipien reflektiert, während Haltung die Anwendung und Interaktion beschreibt.

2. Prinzipien- vs. Verantwortungsethik

• Prinzipienethik: Feste Regeln wie Respekt und Ehrlichkeit (z. B. nach Kant). Beispiele sind klare Verein-barungen zwischen Coach und Coachee über Verhaltensregeln.

• Verantwortungsethik: Fokussiert auf die Konsequenzen von Handlungen, mit dem Ziel, Schaden zu ver-meiden und positive Ergebnisse zu erzielen.

3. Herausforderungen im Coaching

• Konfrontation: Coaches sollten Konfrontation achtsam einsetzen, um Wachstum zu fördern, jedoch ohne die Grenzen des Coachees zu überschreiten oder psychische Erkrankungen auszulösen.

• Grenzen erkennen: Coaches müssen erkennen, wann ein Problem ihre Kompetenzen übersteigt, und in sol-chen Fällen an Therapeuten verweisen.

• Narzissten und schwierige Coachees: Der Umgang mit Narzissten oder anderen herausfordernden Persön-lichkeiten erfordert besondere Sensibilität und Strategie.

4. Potenziale und Risiken von KI im Coaching

• Neutralität der KI: KI kann wertvolles Feedback geben, ohne persönliche Projektionen, wie sie bei menschlichen Coaches auftreten können.

• Ethikrahmen für KI: Die Programmierung und das Training von KI müssen transparent sein, um Manipula-tionen zu vermeiden. Domain- und aufgabenspezifische Modelle bieten dabei Vorteile.

• KI als Supervisor: KI kann Coaches unterstützen, indem sie objektive Rückmeldungen gibt und so eine Art Supervisionsfunktion übernimmt.

5. Unterschiede zwischen Coaching und Therapie

• Zielsetzungen: Während Therapie darauf abzielt, Defizite zu beheben und Alltagstauglichkeit wiederher-zustellen, liegt der Fokus im Coaching auf persönlicher Weiterentwicklung und Wachstum.

• Messbarkeit: Therapieerfolge können anhand von Symptomen gemessen werden, während im Coaching ethische und persönliche Fortschritte schwerer zu operationalisieren sind.

6. Technische und ethische Implikationen

• Spezifische KI-Modelle: Der Einsatz von speziell trainierten KI-Modellen, die auf hochgeladenem Coaching-Wissen basieren, kann ethische Bedenken verringern.

• Kritisches Hinterfragen: Coaches sollten KI-Ausgaben stets kritisch überprüfen und die Urteilsfähigkeit des Coachees respektieren, dabei jedoch mögliche Verzerrungen einbeziehen.

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Feedback und Perspektiven

• Teilnehmer empfanden die Diskussion als bereichernd und regten an, technische Aspekte des KI-Coachings weiter zu vertiefen.

• Vorschläge beinhalteten, den „Solution Finder“ und dialektische Coaching-Diagnostik näher zu betrachten.

• Der iterative und reflexive Ansatz wurde als zentral für ethisches Coaching hervorgehoben.

Die Sitzung schloss mit der Betonung, dass Ethik im Coaching ein fortlaufender Diskurs ist, der sowohl menschliche als auch KI-gestützte Ansätze umfasst.