Weitere Untersuchungsergebnisse – Erfolgsfaktor 2: Arbeit mit Bildern
Die weitere Analyse der untersuchten Coachings hat gezeigt, dass die Arbeit mit Bildern (Fotos) ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist, und zwar ganz offensichtlich nicht nur in der Coachingphase der Anliegen-, Ziel- und Auftragsklärung. Voraussetzung aber ist, dass folgende Bedingungen vorliegen:
Bedingung 1 – Angebot eines pluralen Sets imaginativer Bilder
Dem Klienten bzw. der Klientin müssen Bilder zur Auswahl angeboten werden, einen imaginativen, d.h. vorstellungsanregenden Charakter haben und möglichst
unterschiedliche Themen ansprechen.
Bedingung 2 – einfache technische Handhabung bei der Auswahl der Bilder
Die Auswahl der Bilder muss technisch einfach zu handhaben sein.
Bedingung 3 – klar formuliertes Auswahlkriterium
Den Coachees muss ein klar formuliertes Auswahlkriterium gegeben werden. Also z.B.: „Schauen Sie sich bitte die folgenden Bilder an und schicken Sie dabei für einen Moment Ihren Verstand in Urlaub. D.h. wählen Sie bitte intuitiv dasjenige Bild aus, das Ihnen am relativ besten geeignet erscheint, um Ihr Coachingziel zu visualisieren.“
Bedingung 4 – Ermutigung und Anleitung einer immersiven Wahrnehmung des Bildes und entsprechender Erzählaktivitäten
Nachdem die Coachees ein thematisch passendes Bild ausgewählt haben, werden sie vom Coach ermutigt und angeleitet, es immersiv wahrzunehmen, d.h. das, was sie da sehen, als Wirklichkeit wahrzunehmen und zu erleben und zu erzählen, was sie da sehen und wie sich das anfühlt. Die zentralen Leitfragen sind deshalb: „Was siehst du da – und wie fühlt sich das für dich an?“ Die Aufgabe des Coachs ist dabei, aktiv, d.h. resonant Anteil nehmend zuzuhören. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, in dieser Haltung auch danach zu fragen, welche Körperempfindungen die Betrachtung des Bildes begleiten, wo genau im Körper diese Gefühle wahrgenommen werden und was sie sagen würden, wenn sie sprechen könnten. Wenn bereits ein anderes oder mehrere andere Bilder ausgewählt worden sind, kann es sich anbieten, nach den zugrunde liegenden Gemeinsamkeiten und zentralen Unterschieden zu fragen.
Bedingung 5 – Ermutigung und Anleitung, die Bedeutung des Bildes zu reflektieren und zu verschriftlichen
Die durch die immersive Bildwahrnehmung ausgelösten Erzählaktivitäten benötigen als Gegenpool eine systematische Reflexion. Auch sie bedarf der Methode des aktiven, d.h. resonant Anteilnehmenden Zuhörens. Wichtig ist dabei, dass beide Aktivitäten, d.h. das Erzählen und Reflektieren harmonisch hin und herpendeln. Wenn bereits Reflexionsergebnisse schriftlich fixiert sind (z.B. nach Auseinandersetzung mit schriftlich vorliegenden Coachingfragen) bietet sich dabei die Leitfrage an; „Was könnte die vielleicht auch heimliche Verbindung zwischen diesem Bild und der schriftlichen Aussage sein, die wir eben betrachtet haben?“ Wenn diese Voraussetzung nicht zutrifft, bietet sich die Alternative an zu sagen: „Dieses Bild visualisiert dein Coachingziel. Kannst du dieses Ziel nun auch schriftlich formulieren?“
Bedingung 6 – Coach bietet eigene Bildwahrnehmung und –deutung an
Um aufklärungsmotivierende Impuls zu geben, kann der Coach seine eigene Bildwahrnehnung und –deutung anbieten und den/die Coach einfühlsam auffordern zu prüfen, ob bzw. welchen kognitiven und emotionalen Resonanzen dieses Angebot auslöst.
Bedingung 7 – hinreichend Raum für spontane Narrationen und Reflexionen, die auf den ersten Blick den Eindruck vermitteln, nichts oder wenig mit der Cooachingthematik zu tun haben
Zusätzlich zu den oben angesprochenen Narrations- und Reflexionsanleitungen sollte hinreichend Raum für spontane Narrationen und Reflexionen gegeben werden, die auf den ersten Blick nichts oder wenig mit der Coachingthematik zu tun haben. Denn häufig zeigt sich auf den zweiten Blick, dass diese Coachingaspekte ansprechen, die bisher nicht thematisiert wurden bzw. nicht thematisiert werden konnten. Die Aufgabe des Coachs ist es deshalb, diese Möglichkeit im Auge zu haben und gegebenenfalls dezent anzusprechen.